Burnout war auch mein Erlebnis

Liebe LeserInnen,

ich möchte hier etwas aus meinem Erlebnisschatz erzählen, was mich persönlich zum Burnout gebracht hat.

Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch eine bestimmte Energiereserve in sein Leben mitbekommt, und mit der muss er dann selbst haushalten und auskommen. Da ich sehr vieles aus meiner frühesten Jugend bis in mein heutiges Leben mitgenommen habe, und dadurch auch vieles an Energie aufgewendet habe, diese Dinge des Erlebten zu kompensieren, was ja auch bis zu meinem Burnout so recht und schlecht gegangen ist, musste aber auch meine Lebensreserve immer mehr abnehmen. Die bereits vergangene Zeit und mein steht’s höherer Verbrauch an Energie, war auf Dauer schwer auszuhalten. Somit konnte ich nicht im Einklang, also ausgeglichen sein, und eben dann musste sich plötzlich dieses Ungleichgewicht bemerkbar machen. Für mich plötzlich, für meine Angehörigen jedoch nicht.

Hätte ich viel früher gewusst oder nur geahnt, dass ich schwerwiegende Kindheitserlebnisse mit mir herumtrage, die aber eigentlich aufgearbeitet gehörten, damit eben dieses Ungleichgewicht nicht eintritt, dann wäre ich viel früher an das Urproblem bei mir herangetreten und hätte es gemeinsam mit einem Therapeuten bearbeitet.

So ist mir eben das passiert, was vielen Burnout-Erkrankten passiert, ich musste sofort mit allem stoppen, um meine Reserven wieder auszugleichen. Das bedeutete bei mir, alles was Energieraubend ist, sofort zu beenden.

Das war dann gleich meine Firma, die musste ich schließen. Dann war da noch meine Ehe, die konnte ich nicht mehr weiterführen. Dann war da noch mein Elternhaus, das musste ich sehr auf Distanz bringen. Und dann war da noch das wichtigste, meine Beziehung zu mir selbst. Dieses Ich musste ich erst einmal richtig kennenlernen und um einiges mehr auf mich selbst achten und hören lernen.

Wer bis dahin wenig auf sein eigenes Ich geachtet hat, der muss erst einmal begreifen, dass dieses Ich tatsächlich existiert, und auch Anerkannt werden möchte. Es dürfen auch persönliche Bedürfnisse sein, die es erst einmal zu erkennen und zu benennen gilt.

Das ist ein Prozess, der einige Zeit in Anspruch nimmt, und nur mit einem Psychologen bzw. Therapeut wirklich erarbeitet werden kann. Daher war für mich dabei sehr wichtig zu akzeptieren, dass ich professionelle Hilfe von Außen brauchte. Na, sich Schwäche einzugestehen ist für einen Mann sowieso schon schwer genug, aber dann auch noch erschwerte Bedingungen zu haben, da ja auch die berühmten Säulen eines stabilen Lebens zerbrochen vor mir lagen, machte mir dann jeden Schritt zum Desaster.

Die Fragen wie: Wer bin ich, was will ich, und wie kann ich das formulieren? Sie werden nicht einfach so entstehen können, da sie mir bis dahin, nie so wichtig erschienen oder zur Debatte standen.

Also musste ich erst einmal mein eigenes Leben neu sortieren und ausrichten. Meine neue Partnerschaft hat dazu sehr viel beigetragen, da auch das einen wesentlichen Schritt mit Umzug und neuem Freundeskreis bedeutet hat. Dadurch konnte sich aber vieles wieder stabilisieren. Das machte es schon einmal einfacher, weitere Erneuerungen bei mir selbst anzugehen. Also begann ich regelmäßig meinen Therapeut zu besuchen und erarbeitete mir Schritt für Schritt meine neue Persönlichkeit. Heute bin ich bei Schritt Nr. X. 😉

Weitere Schritte folgten und ich merkte meine Erfolge. Durch meine Erkenntnis, was ich alles bisher falsch gelebt hatte begriff ich so einiges. Niemand war Schuld am Zusammenbruch meines vorangegangenen Lebens. Ich selbst war auch nicht Schuld, denn ich wusste am aller wenigsten, dass ich einen Rucksack mit mir herum geschleppt hatte. Erst mit der Zeit wurde mir immer klarer, was alles noch vor mir lag. Die dunklen Geheimnisse, die zuvor noch bei mir im Verborgenen lagen, konnten sich immer mehr lichten. Eine Schicht nach der anderen wurde dabei abgetragen und erleichterte meinen Rucksack Stück um Stück.

Mein Ziel ist es heute, ein glückliches Leben zu führen, ohne dafür meine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Wer und was ich bin vertrete ich besser nach Außen, und bleibe fest und stark bei den Dingen, die für mich wichtig sind.

Fazit:

Erkenne dein Ich, und begreife was es täglich braucht, damit du immer deinen Energiehaushalt ausgeglichen hast, und deine Energien nicht mehr für unnötiges Gepäck vergeudet werden.  🙂

Liebe Grüße an alle Leser

Günter

%d Bloggern gefällt das: