Im Leben geht es oftmals so dahin, wie es eben dahin geht. Man hat gelernt was zu tun ist wenn Dieses oder Jenes eintritt. Es ist klar was passiert, wenn man das eine so tut, oder wenn man es anders tut. Alles eine klare Sache – so denkt man. Doch dann tritt im Leben irgendetwas in den Vordergrund, das so eigentlich gar nicht passieren hätte dürfen. Man ist selbst plötzlich nicht mehr im Stande, Herr der Lage zu sein. Das übliche „normale“ Prozedere wird zur mega Belastung, und es geht nichts mehr so wie es noch vorher gegangen ist. Nicht einmal das Einkaufen im Supermarkt lässt sich ohne Probleme mehr meistern. Kleine Entscheidungen können nur sehr schwer oder überhaupt nicht mehr getroffen werden. Termine vereinbaren wird zur Qual. Selbst das verspüren von Wärme oder Kälte ist nur mehr sehr wage ausgeprägt. Brauche ich eine Winterjacke, wenn ich hinaus ins Freie gehe, am besten ich sehe zuerst auf dem Thermometer nach, ob es wirklich kalt ist. Eine klare Sache? Iwo, nichts davon ist mehr klar, auch diese Entscheidung wird zur größten Schwierigkeit. Solche Beispiele gibt es viele aus dem Leben eines Burnout-Erkrankten zu erzählen. Das Problem bei dieser Krankheit ist nicht die totale Verblödung von einem Moment auf den anderen, sondern bei klarem Verstand ist die Innere Welt massiv durcheinander geraten. Jede Stressbelastung, die bei Denkarbeit dann ausgelöst werden kann, führt sofort zur Unklarheit für eine eindeutige Entscheidung. d.h. Der Erkrankte möchte jetzt entscheiden ob er tatsächlich noch die Winterjacke anziehen soll, und da er sich nicht entscheiden kann, zieht er sie einfach an, auch wenn es draußen bereits Frühling ist, und die Themperatur über 18° C liegt. Dann macht er halt das, was er die letzten 2 Monate auch gemacht hat. Somit ist seine Entscheidung aufgeschoben worden, und eine innere Umstellung nicht erfolgt. So stellen wir uns weiter vor, dass sämtliche Entscheidungen in dieser Art dauernd anstehen, und jede einzelne derart behandelt wird. Man kommt also mit der Zeit immer weniger mit dem Aussen zurecht und versucht im Inneren eine Ordnung zu finden, die ja eigentlich da sein müsste.
„Das ist ja lächerlich, das muss ich doch schaffen.“
Aber es gelingt nur mehr mit unheimlichen Aufwand und sehr hoher Konzentration. Das kostet zusätzlich Lebenskraft, die weiter abgezogen wird von der Lebenskraft, die es nicht mehr ausreichend gibt. Bis am Schluss der Betroffene absolut keine Energie mehr verfügbar hat. Dann ist der Moment gekommen, wo selbst der Erkrankte nicht mehr übersehen kann, oder es einfach negieren kann, dass er am Ende seiner Lebens-Ressourcen angekommen ist.
Die Folgen sind dann oftmals verheerend, und enden meist in der Klinik, wo der Kranke zuerst wieder ansprechbar gepflegt wird, und dann die psychiatrische Behandlung begonnen wird. Weitere Aufenthalte in sogenannten Burnout-Rehabilitationseinrichtungen sind dann vorgesehen, wo der Patient lernt, wie er in die Lage kommt, seine persönlichen Dinge innen wieder zu ordnen. Die Fähigkeit wieder zurückgewinnt, sich auf bestimmte Dinge zu konzentrieren, und die Aufmerksamkeit zu seiner Umwelt wieder aufbaut. Und weitere wichtige Lebensgrundlagen werden dort mit dem Patienten erarbeitet. Die Dauer dieser Aufenthalte liegen bei ca. 6 Wochen. Freigänge sind während dieser Aufenthalte sehr genau begrenzt, und das ist auch gut so.
Man muß sich eben vorstellen, dass diese Erkrankung aus einem völlig intellektuell gesunden Menschen, einen auf psychischer Ebene völlig labilen, und bedürftigen Patienten macht. Diesen Menschen wieder aufzubauen, ist ein langwieriger Prozess, der seine Zeit benötigt, und wo auch der Patient sehr viel dazu beitragen kann, wenn er erkennt, dass er selbst am meisten tun kann, um wieder gesund zu werden. Carpe diem – denn dein Leben ist es wert, du bist es wert!